Streukreis beim Schiessen


Sehr häufig kann man bei traditionellen Schützen folgendes beobachten: Die geschossenen Pfeile stecken überall, nur nicht dort, wo sie eigentlich sollten. Plötzlich landet ein Pfeil mitten in der Scheibe oder im Kill. Jubel bricht aus, vergessen sind die schlechten Schüsse vorher. „Das war der perfekte Schuss“, oder Ähnliches hört man dann des Öfteren. Ich behaupte, dass es Zufall ist, wenn jemand mittelmäßig oder schlecht trifft und dann plötzlich einen Pfeil genau in die Mitte setzt. Nicht die sehr guten Treffer sind wichtig, sondern der Durchschnitt.

Und wie ist dieser Durchschnitt nun festzustellen? Jeder Schütze hat einen bestimmten Streukreis. Das ist jene Fläche, in der der Großteil der Pfeil steckt. Wo in dieser Fläche der Pfeile steckt ist Zufall. Rein statistisch müssten also in dieser Fläche die Pfeile gleichmäßig verteilt sein. Wer also seine Pfeile immer im roten Bereich einer FITA-Scheibe hat, kann seinen Streukreis so definieren (Abb. 1). Die Pfeile im gelben Bereich sind reiner Zufall. Noch größer ist der Faktor Zufall in Abb. 2. Hier kann es sein, dass im Gelben fast nie ein Treffer zu finden ist. Da die gelbe Fläche 1/25 der Gesamtfläche ausmacht, dürfte nur jeder 25. Pfeil auch hier landen; und das auch nur bei häufiger Wiederholung.

Ähnlich verhält es sich bei 3-D-Zielen (Abb. 3). Jemand mit einem kleinen Streukreis wird viele Kills schießen, ist im linken Bild doch der Streukreis mit dem Kill fast identisch. Hingegen darf sich jemand mit einem großen Streukreis nicht wundern, wenn die Pfeile auch über oder unter das Tier gehen. Ein Schuss am A.... ist von der Trefferqualität gleich gut wie einer, der knapp unten durch geht. Das führt dann zu Reaktionen, die teilweise auch missgedeutet werden. Ein sehr guter Schütze mit einem sehr kleinen Streukreis wird sich unter Umständen ärgern, dass der Pfeil zwar in der Scheibe steckt, allerdings nicht dort, wo er ihn eigentlich haben wollte. Und umgekehrt gibt es dann Jubelausbrüche, wenn jemand mit einem großen Streukreis einmal ins Kill getroffen hat.

Um festzustellen, ob etwas Zufall ist oder nicht, braucht man sich nur die Frage stellen: „Ist das auch wiederholbar?“ Muss ich feststellen, dass ich einen tollen Treffer nur mit jedem 10. Pfeil wiederholen kann, kann man getrost von Zufall oder Glück sprechen.

Wie kann ich nun mein Trefferbild verbessern? Üben oder trainieren ist natürlich notwendig. Um allerdings meine Fortschritte auch dokumentieren zu können, sollte man folgendermaßen vorgehen:
1. Definition des Streukreises auf verschiedene Entfernungen. Beispielsweise könnte ich auf 10, 15, 20 und 25 Meter meinen Streukreis - am besten auf eine FITA-Auflage - bestimmen. Dazu muss man auf jede Entfernung mehrere Male sechs Pfeile schießen. Es könnte sich dabei ein Bild, wie in Abb. 4 dargestellt, ergeben.
2. Bei jedem weiteren Training legt man Aufzeichnungen an, wo die Treffer liegen. Verkleinert sich der Streukreis, ist das Training erfolgreich, bleibt er gleich, sollte man etwas unternehmen. Dabei kann man den einen oder anderen Ausrutscher, sprich Pfeil außerhalb des Streukreises, akzeptieren.

Bei 3-D-Tieren sollte man ein Gefühl dafür entwickeln, wie groß der Streukreis auf bestimmte Entfernungen ist. Dann sind auch nicht so gut geglückte Schüsse noch akzeptabel. Muss ich auf einen kleinen Hirsch auf 25 Meter schießen, überlege ich zuerst, wie groß könnte mein Streukreis sein. Komme ich zum Schluss, das er im Durchmesser größer, als das Tier hoch ist, muss ich damit rechnen, dass ein Pfeil daneben geht. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich ihn mit dem 2. Pfeil treffe, ist allerdings sehr hoch.

Abb. 1: Kleiner Streukreis. Abb. 2: Großer Streukreis.
Abb. 3: Großer und kleiner Streukreise am 3-D-Tier. Abb. 4: Streukreise auf verschiedene Entfernungen.

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