Kreuzdominanz


In unseren Seminaren gibt es immer wieder Leute, die mit dem Phänomen der Kreuzdominanz konfrontiert sind. Von außen sehen oder selbst spüren tut man es daran, dass die Schüsse immer bzw. sehr oft am Ziel vorbei gehen; und das z.B. auf 18 Meter gleich um 50 Zentimeter. Und oft wissen es vor allem Einsteiger gar nicht, dass sie „übers Kreuz“ schauen. Sie merken es eigentlich nur an der seitlichen Abweichung. Einige versuchen gleich weiter links oder rechts zu schießen.

Zuerst wird natürlich am Equipment der Fehler gesucht. Das geht sehr einfach, indem ich einfach mit dem Bogen des Teilnehmers schieße. Und ich habe nachgewiesenermaßen keine Kreuzdominanz. Passt die Richtung, wird die Schusstechnik unter die Lupe genommen. Ankert man an der Wange oder seitlich vom Gesicht, ist also die Sehne weit vom Auge weg, kann es auch zu einer seitlichen Abweichung kommen. Ist es das auch nicht, sollte man sich Augen "ansehen".

Was ist Kreuzdominanz?
Schauen wir auf einen Gegenstand, egal in welcher Entfernung, liefern unsere Augen zwei Bilder. Diese werden vom Gehirn dann in ein räumliches Bild zusammengesetzt. Obwohl beide Bilder immer noch vorhanden sind, haben wir den Eindruck, dass wir nur eines sehen.

Dazu ein kleines Beispiel: Strecken Sie ihre Hand aus, schauen Sie auf ein Ziel und fahren mit dem Finger genau darauf. Nun beobachten Sie (Achtung: Nicht auf den Finger fokussieren, sondern auf das Ziel) den Zeigefinger mit einem Seitenblick. Sie werden feststellen, dass er zweimal vorhanden ist.

Nun hat aber unser Gehirn noch eine Fähigkeit. Es kann eines der Bilder so ausblenden, dass es zwar noch da ist, unsere Handlungen sich aber am anderen Bild orientieren. Bei Rechtshänder wird üblicherweise das linke Bild ausgeblendet und beim Linkshänder das rechte.

Bilder mit einem rechtsdominanten Auge bei einem Rechtsschützen: Das Bild des linken Auges wird ausgefiltert.

Kreuzdominanz mit einem linksdominanten Auge bei einem Rechtshänder: Das Bild des rechten Auges wird ausgefiltert.

Feststellen der Kreuzdominanz
Dazu stelle ich mich genau hinter den Schützen und lass ihn oder sie ganz normal aufziehen, ohne natürlich zu schießen. Nun kann ich am Pfeil sehen, wohin er beim Abschuss zeigt. Zeigt er neben das Ziel und der Schütze hat aber das Gefühl, der Pfeil würde genau auf das Ziel zeigen, dann gibt es offensichtlich Probleme mit dem dominanten Auge.

Möglichkeit damit umzugehen
Viele – vor allem jene, die kein Problem damit haben – sind der Meinung, dass es sich beim instinktiven oder intuitiven Zielen gar nicht auswirkt und man sich deshalb gar nicht darum kümmern müsse. Auswirkungen hätte es nur beim Visieren.

Dazu muss man aber Folgendes sagen: Visiere ich z.B. mit einem Scope oder Pins, schaue ich mit einem Auge durch Peep und Scope oder auf einen Pin. Hier verwende ich nur ein Auge; meistens das vor dem die Sehne steht. Schließe ich dabei auch noch ein Auge, kann es mit einer Kreuzdominanz aber kein Problem sein. Habe ich aber beim instinktiven Schießen beide Augen offen, dann ist es aber sehr wohl ein Thema. Visiere ich mit der Pfeilspitze macht es schon mehr Probleme. Hier muss ich das Bild nehmen, das mein Auge, das über dem Pfeil steht liefert. Habe ich eine Kreuzdominanz, schließe ich einfach das linke Auge; beim Linkshänder das rechte.

Variante 1:
Eine Möglichkeit besteht darin, dass man einfach stur weiter schießt und darauf hofft, dass sich das Hirn schon daran gewöhnen wird. Das kann natürlich beim einen oder anderen helfen; muss aber nicht sein.

Variante 2:
Eine zweite Möglichkeit ist, dass das Gehirn durch gezielte Übung lernt, das richtige Bild zu nehmen. Eine Teilnehmerin bei einem Seminar hatte ein großes Problem mit der Kreuzdominanz. Sie schoss immer links. Nach einer langen Suche nach dem Grund habe ich ihr daraufhin geraten, beim Aufziehen beide Augen offen zu halten. Um mit der instinktiven Methode zu zielen, muss man räumlich sehen. Damit hat sie erst einmal den richtigen Abschusswinkel der Bogenhand. Dann sollte sie das linke (in ihrem Fall das dominante) Auge schließen und mit der Split Vision-Methode nur mit dem rechten Auge die Richtung neu bestimmen. Das hat dann auch gut funktioniert. Nach drei Tage hat die Schützin dann festgestellt, dass sie das linke Augen eigentlich gar nicht mehr schließen muss. Bereits in dieser kurzen Zeit hat sich offensichtlich das Gehirn schon umgestellt. Das lässt den Schluss zu, dass man mit dieser Methode nur lang genug schießen muss, bis sich das Hirn umgestellt hat.

Zusammenfassung
Eine Kreuzdominanz haben nur wenige Schützen. Und von denen ist es auch nicht für jeden ein Problem. Für jene, die aber mit der Richtung Probleme haben – und es nicht an der falschen Schusstechnik liegt – ist die zweite hier angeführte Methode sicher eine Option.

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