10 Gebote für Parcoursbenutzer


Satire


1. Gebot: Du sollst dich am Parcours bemerkbar machen.
Sicherheit geht vor! Wer laut ist, kann nicht übersehen/überhört werden. Damit kann bei einem Körpertreffer (eines anderen Schützen bei sich selbst) niemand behaupten, man hätte nicht alles getan, um das zu verhindern.
Gerne gesehen bzw. gehört werden auch frenetische Jubelrufe bei einem Zufallstreffer auf eine 25-Meter-Scheibe. Damit signalisiert man, dass man den Sport auch emotional betreibt.

2. Gebot: Du sollst deinen Dreck liegen lassen.
Der Parcoursbetreiber ist Dienstleister. Man bezahlt schließlich auch für die Benutzung gutes Geld. Da ist es nur gerechtfertigt, wenn dieser auch für einen sauberen Parcours sorgt. Zigaretten-Kippen, Pfeilreste, Taschentücher sind doch eh so klein. Ach ja: Wer einen Hund hat, kann diesen ja mal am Pflock oder auf der Weide eines Bauern sein Geschäft verrichten lassen. Ist ja alles Natur.

3. Gebot: Du sollst gefundene Pfeile als deine eigenen betrachten.
Wer hat sich nicht schon geärgert, wenn wieder mal ein Pfeil an einer Felswand zerschellt ist. Da ist es doch praktisch, gleich die gefundenen Pfeile zu verwenden. Dass diese unter Umständen nicht passen, ist doch wurscht. Sie sind je eh nur für einen einmaligen Gebrauch gedacht.
Auch die Kinder oder die (üblicherweise lustlos schießende) Ehefrau können solche Pfeile gut gebrauchen. Dem Kleinen gefällt´s, wenn er viele, viele bunte Pfeile hat. Und bei der Frau ist es nicht so wichtig, die trifft in der Regel eh nicht.

4. Gebot: Du sollst deinen Pfeilschrott umweltverträglich entsorgen.
Der Wald hat´s gegeben, der Wald hat´s genommen. Diesen Spruch muss man unbedingt auf alle Pfeile anwenden. Auch Carbon stammt ja ursprünglich aus natürlichen Stoffen, also weg damit und ab in den Wald. In ein paar tausend Jahren sieht man praktisch nichts mehr.

5. Gebot: Du sollst die Arbeit dem Parcoursbetreiber überlassen.
Wenn bei deiner Runde eine Scheibe nach dem Pfeileziehen etwas schief dasteht, lass sie einfach so. Die nachfolgenden Schützen sollen auch eine Herausforderung haben. Und eigentlich ist ja der Parcoursbetreiber dafür zuständig. Er kassiert schließlich für die Benützung Unsummen.

6. Gebot: Meide lange Wege.
Wieso müssen die Parcoursbauer den Parcours immer kreuz und quer anlegen. Wer des Öfteren auf einem Parcours unterwegs ist, kennt sich im Wald bald sehr gut aus. Was liegt also näher, als den Weg zu optimieren. Sollte man dadurch in die Schussbahn eines anderen kommen, hilft lautstarkes Schimpfen.

7. Gebot: Schieße in alle Richtungen.
Schießt man öfters auf einem Parcours, wird das natürlich langweilig. Um die Abwechslung zu erhöhen, sollte man aus allen möglichen Richtungen auf die Scheiben schießen. Die Parcourssetzer sind ja oft sehr einfallslos. Auf keinen Fall sollte man vergessen, aus der Gegenrichtung zu schießen. Sollte dann ein Mountainbiker oder ein Fusgänger hinter der Scheibe auftauchen, genügt der Schrei: „Hier wird scharf geschossen!“ Damit hat man die Sympathien von Unbeteiligten sicher sofort auf seiner Seite.

8. Gebot: Du sollst mit Jagdspitzen schießen.
3-D-Bogenschießen hat logischerweise etwas mit Jagd zu tun. Wer nicht nur auf Plastiktiere schießen, sondern auch mal das wahre Abenteuer erleben will, muss auf die Bogenjagd. Und dort schießt man ja bekanntlich mit scharfen Spitzen.
Wo also üben? Na auf 3-D-Tieren, aber auf einem fremden Parcours. Hier kann man dann das richtige Treffen (fast) unter Echtbedingungen üben. Der eine oder andere Schnitt tut dem Gummihirsch sicher nichts. Und wenn einzelne Teile nach einiger Zeit herausfallen, kann man dem Parcoursbetreiber immer noch eine Adresse im Internet geben, wo man Reparaturschaum bestellen kann.
Auch Jagdaufsichtsorgane sehen es sehr gerne, wenn man ihnen bei uns im Wald die echte und ehrliche Jagdart vorführt.

9. Gebot: Lass keine Spitzen in den Scheiben.
Wenn – aus welchen Gründen auch immer – eine Pfeilspitze in einer 3-D-Scheibe stecken bleibt, hole sie mit deinem Jagdmesser mit großflächigen Schnitten wieder heraus. Wozu hat man denn ein solches Messer?

10. Gebot: Wende für dich und deine Gruppe auf alle Fälle einen selbstgewählten Gruppentarif an.
Zahle für maximal 1/3 der Schützen deiner Gruppe. Bei sechs Schützen wären das dann zwei Tageskarten. Wo käme man denn da hin, wenn man öfter auf einem gepflegten Parcours schießen möchte. Das käme viel zu teuer.
Wenn es die Situation zulässt, zahle gar nicht. Das wäre dann ein zusätzlicher Rabatt, den du dir gibst. Bei zwei bezahlten Parcoursbesuchen im Jahr muss das schon drinnen sein.
Ein weiterer Klassiker: Zahle die Gebühr nie vorher. Wenn dich dann niemand fragt, ob du deinen Obolus geleistet hast, vergiss es ganz. Sonst kannst du immer noch sagen, dass du das nachher erledigen willst.

11. Gebot: Lass Hunden in der Natur ihren freien Auslauf.
Und was liegt dann näher, als ihnen den im Wald zu gewähren. Wer seinen Hund an die Leine legt, zeigt nur, dass der Hund keine Ausbildung hat. Nichts ist doch schöner für einen Hund, als den lieben Rehlein nachzustellen. Und sollte mal eine Jäger seinem Unmut dadurch Ausdruck verleihen, indem er mit einem gezielten Schuss den Vierbeiner zur Strecke bringt, kommt man vielleicht auch noch in die Zeitung.