Die 10 Gebote beim Üben und Trainieren
1. Gebot: Glaube alles, was dir ein Experte erzählt.
Sobald ein Bogenschütze weiß, wo beim Bogen vorne und hinten ist, ist er auch schon Experte (Anmerkung: Bitte selbst überprüfen, ob man schon Experte ist). Und ab diesem Zeitpunkt fühlt er/sie sich berufen, jedem auch ungefragt zu erklären, wie man Weltmeister wird. Dass er/sie selbst einen Streukreis auf 10 Meter von 2 Meter Durchmesser hat, spielt dabei keine Rolle. Und wenn er beim Lösen winkt, als ob seine Freundin eine lange Schiffsreise antritt, ist das auch nicht so schlimm.
2. Gebot: Wenn der Pfeil in der Mitte steckt, war es der perfekte Schuss.
Es geht nur darum, in die Mitte zu treffen. Wenn von 100 Schüssen mal einer ins Zentrum trifft, ist das der Beweis dafür, dass das der perfekte Schuss war. Jede Kritik daran muss mit einem „müden Lächeln„ quittiert werden.
3. Gebot: Schieße nach einem guten Treffer nie
einen zweiten Pfeil.
Hat man mal getroffen, muss das auch den anderen mitgeteilt werden. Jeder soll, nein muss das wissen. Auf einem Turnier muss lautstark gejohlt werden, dass auch Schützen, die 500 Meter entfernt sind, wissen, dass man das Ziel mit dem dritten Schuss, nach erfolgreicher Fehlerkorrektur, irgendwo erwischt hat. Je öfter man schreit, desto mehr bleibt das im Gedächtnis der Kollegen hängen.
4. Gebot: Hab immer eine Ausrede parat.
Will es an einem Tag einfach nicht laufen, musst du immer einige Ausreden parat haben. Gern genommen werden: „Ich bin heute etwas verspannt„, „Ich muss meinen neuen Bogen erst einschießen„ oder auch „Normal treffe ich immer, das war bestimmt der Wind„. Damit zeigst du auch, dass du dich richtig gut auskennst.
5. Gebot: Wenn du zu kurz schießt, kann es nur die Schusstechnik gewesen sein.
Auf weite Entfernungen – sagen wir 30 Meter – schlagen fast alle deine Pfeile rund 10 Meter vor dem Ziel ein. Hier muss man konsequent an der Schusstechnik arbeiten. Dabei hilft es ungemein, am Stand oder aber auch am Release zu arbeiten. Beim Lösen richtig anreißen kann auch helfen.
6. Gebot: Arbeite nie an deiner
Zieltechnik.
Das blöde Geschwätz über Zielen und Zieltechniken geht dir eh schon lange auf den Geist. „Rinn und ruff„, ist deine Devise. Was soll man hier noch lange nachdenken, du zielst ja nicht! Für einen echten Traditionellen ist Zielen sowieso eine Todsünde. Wenn du auf 10 Meter einen Pfeil zu hoch schießt, lag es sicher nur am unsauberen Ablass. Und wenn der Pfeil mal „ausnahmsweise„ 15 Meter zu kurz geht, kann es auch nur ein kleiner Fehler in der Form gewesen sein.
7. Gebot: Analysiere nie deine Fehler.
Wer darüber nachdenkt, was er falsch gemacht haben könnte, verliert erstens viel Zeit und zweitens zeigt das nur, dass man es nicht drauf hat. Schießt du einmal ausnahmsweise daneben, schießt du den zweiten Pfeil genauso. Du hast ja früher auf 30 Meter auch schon mal getroffen.
8. Beschäftige dich nie mit der Theorie.
Da gibt es Typen, die wollen dir in ihren Büchern oder in Zeitschriften erklären, wie es geht. Diese Typen wollen sich ja nur profilieren und sind reine Selbstdarsteller. Was sie schreiben hat mit der Realität sowieso nix zu tun. Man braucht keine Theorie oder Hintergrundwissen zur Schuss- oder Zieltechnik. Und das muss man auch allen mitteilen.
9. Kritisiere die echten Experten.
Da gibt es Leute, die sind schon zehnmal Weltmeister geworden. Wenn so einer z.B. ein Video ins Netz stellt, musst du unbedingt einen „Daumen nach unten„ geben. Auch ein Kommentar: „Da kann man ja nix sehen„, sollte nicht fehlen. Und wenn du so einen Experten überhaupt nicht magst, dann bekommt er automatisch den „Daumen nach unten„, auch wenn es nicht ums Bogenschießen geht. Allerdings solltest du nicht vergessen, einem der keine große Bekanntheit hat, für jedes seiner Videos einen „Daumen nach oben„ zu geben, auch wenn der gerade mal drei Wochen schießt und hin und wieder die Garagentür hinter seiner Scheibe trifft.
10. Übe auf weite Entfernungen.
Die Pfeile fliegen sehen ist so schön. Also lass sie fliegen. Auf weite Entfernungen kann man das so richtig genießen. Schieß ruhig mit deinem 20-Pfünder auf 40 Meter. Dass du auf 10 Meter nix triffst, sollte dabei keine Rolle spielen. Wer sich nicht gleich auf diese Entfernungen traut, ist eh ein Schlappschwanz.
11. Gebot: Schieß einen starken Bogen.
Wer keine 60 Pfund ziehen kann, ist ein Schwächling. Also trainiere konsequent mit diesem Bogen, auch wenn du ihn nicht ansatzweise ziehen kannst. Erstens war er teuer und zweitens wird eine saubere Schusstechnik sowieso überschätzt.
Ups... waren das ursprünglich nicht 10 Gebote?