Bogensport-Geschichte - Teil 2
von Michael Unterberger
Teil 2: Der Weltverband FITA und die Geburt des Feldbogenschießens.
Bei Olympia 1912 war Bogenschießen gestrichen worden und 1916 fiel dem 1. WK zum Opfer. Nach 1920 in Antwerpen (Belgien) verschwand das Bogenschießen für 52 Jahre bei Olympischen Spielen. Das letzte Mal wurde auf Vogelattrappen geschossen, man könnte fast sagen, das letzte Mal 3-D-Schießen bei Olympia. Das war es dann.
Ishi der Indianer
Während im Osten der USA das Scheibenschießen seine Höhen und Tiefen erlebte, kam es im Westen des Landes zu einer neuen Entwicklung. Vier Namen sind damit untrennbar verbunden; Ishi, Pope, Young und Compton. Die Zeit des Wilden Westen war vorbei. 1911 war Ishi, ein Yami-Indianer, gefunden worden. Er war der letzte seines Stammes, der ursprünglich in Nordkalifornien beheimatet war. In den fünf Jahren bis zu seinem Tod an Tuberkulose, hatte er einen sehr eindrucksvollen und nachhaltigen Einfluss auf das amerikanische Bogenschießen. Ishi lebte als „lebendes“ Ausstellungsstück im Museum für Anthropologie in San Francisco. Da er als Indianer gegen viele der eingeschleppten Krankheiten der Weißen nicht immun war, war er daher oft krank und Dr. Saxton Pope wurde sein Arzt. Sie verbrachten viel Zeit miteinander und Pope lernte viel von ihm, wie etwa den Bau von Pfeil und Bogen und die Kunst der Bogenjagd. Ishi lehrte ihn, wie Pope selbst schrieb, „zunächst das Sehen und dann das Schießen“. Eines seiner wohl faszinierendsten Bücher ist Jagen mit Bogen und Pfeil (1923), in dem er viele der damaligen Erfahrungen niederschrieb und eine Anleitung zum Bogenbau gibt. Nachdem Pope auch die Englische Bogenkunst kennengelernt hatte, vor allem die Schießtechnik von Horace Ford, schätzte er diese der indianischen überlegen ein, wenngleich er weiterhin Ishis Jagdkunst bewunderte. Da die üblichen englischen „Target-Bögen“ (40 bis 55 Pfund) für die Jagd kaum geeignet waren, forschte Pope nach einer schweren Ausrüstung. Seiner Meinung nach war der englische Langbogen der einzige, der möglichst schwere Pfeile mit viel Energie ins Ziel brachte.
Im Laufe der Zeit gesellten sich noch zwei weitere Herren dazu, der eine ein Mann reiferen Alters, William Compton, der bei den Sioux das Bogenschießen gelernt hatte und Art Young. Die Männer verband eine tiefe Freundschaft. Zu Beginn jagten sie nur Kleinwild (Small Game) und wagten sich erst später an größere Tiere (Big Game). Sie sahen in der Bogenjagd die humanere Art der Jagd und auch fairer dem Tier gegenüber, als so manche der damals üblichen Jagdmethoden. Vor allem Art Young war für seine faire Jagdmethode bekannt, indem er sich Situationen am Boden stellte, welche kaum ein anderer gewagt hätte. Pope stellte durch seine Versuche fest, dass die Durchschlagskraft von Pfeilen nicht mit denen von Gewehrkugeln vergleichbar war, dennoch konnte die verursachende Verletzung schwerer sein. Als Ishi 1916 starb, nahm er seinen Bogen, den er ma-nee nannte, auf seine letzte Reise mit.
Pope und Young wurden später aufgrund ihrer Jagdausflüge in Nordamerika und in Afrika weltbekannt. Als Feldbogenschütze (eine andere Bezeichnung für Bogenjäger, die Saxton verwendete) müsse man seine Ausrüstung selber bauen, war der Doktor der Meinung. Für ihn war Scheibenschießen als Übung notwendig und unterstützte ihn als Bogenjäger. 1924 unternahm Young eine Reise nach Alaska und sammelte dort Erfahrung mit Elchen und Grizzlys. Die Aufnahmen dazu findet man im Film „Alaskan Adventures“. Ein Jahr später fuhren Young und Pope nach Afrika auf Safari. Im Buch „The Adventurous Bowmen“(1926) schildert Pope ihre Jagderlebnisse. Kurz nach der Rückkehr aus Afrika stirbt Dr. Saxton Pope an einer Lungenentzündung. Will Compton wurde zwar nie so bekannt wie seine beiden jüngeren Weggefährten, dennoch schmückt sein Name heute die höchste Auszeichnung der NFAA - der „Compton Award" (seit 1947), der für besondere Verdienste verliehen wird. Seine Lebensgeschichte liest sich genau so spannend, wie die von Pope und Young.
Gemeinsam mit dem Film „Robin Hood“ (1923) mit Douglas Fairbanks verliehen sie dem Bogensport neuen Schwung, der sogar in der Zeit der Wirtschaftskrise anhielt.
Roving
1929 steckte die Weltwirtschaft in der Krise. Roving wurde eine kostengünstige Beschäftigung während dieser Zeit. Es kann einfach damit umschrieben werden, dass man durch das Land zieht und auf verschiedenste Dinge (Baumstumpf, Flaschen, …) schießt. In diesem Jahr schrieb E. Frentz den Artikel „The Call Of the Bow“, in dem er Einblicke über das Roving gab. Daraufhin entstanden viele Roving Clubs im ganzen Land, die wir als Vorläufer des späteren Feldbogensports sehen können. So traf man sich als Club im Freien, campierte und ging dann gemeinsam „rovern“. Viele verbrachten so tolle Wochenenden, mit einem minimalen Aufwand an Geld.
Doch das Roving war damals nichts Neues. Die Verwendung von Roving Marks (Markierungen) ist wohl eine der ältesten Wettkampfformen im Bogenschießen und wurde bspw. von Heinrich VIII (1491-1547) praktiziert. Die Bogenschützen schossen auf eine „Markierung“. Von dort wurde auf die nächste geschossen und so weiter. Dabei war die Markierung ein ein Meter hoher Pfosten, meist aus Holz oder Stein mit einem Band daran, das getroffen werden musste. So gab es das Finsbury Field bei London mit 164 Marks. Jede dieser Markierungen hatte eine eigene Bezeichnung: Löwe, Taube, Haus von York, Hl. Georg, Die Feder, König Freundlich, Platz des Vergnügens,... Es war ein riesiges Netz von Marks, die miteinander verbunden waren. Und es war nicht ungefährlich, denn so mancher Pfeil traf das falsche Ziel. Heute ist dieses Gelände mitten in London bebaut, aber einige Namen finden sich noch in Straßennamen oder Häusern wieder.
Weltverband FITA wird gegründet
Jedes Land hatte seine eigenen Regeln, was es schwierig machte internationale Wettkämpfe zu veranstalten. 1931 wurde dann in Lwówek (Polen) wieder ein internationaler Wettbewerb ausgetragen und 21 Bogenschützen aus vier Ländern (Polen, Schweden, Frankreich und Belgien) nahmen daran teil. Die vier genannten Länder und Vertreter aus Italien, Ungarn, Tschechoslowakei und den USA gründeten die FITA. Ein Jahr später trat auch die GNAS (GB) bei. In den beiden ersten Jahren schossen Männer und Frauen in der gleichen Klasse und auf gleiche Distanzen. 1933 wurde das Turnier dann in London abgehalten und wurde erstmals als Weltmeisterschaft bezeichnet. Es gab eine Menge neue Änderungen, wie die Trennungen nach Geschlechtern und unterschiedliche Runden. Zwischen 1934 und 1956 wurden die Regeln noch weitere sieben Mal geändert. Bis zum Ende des 2. WK kamen kaum Nationen hinzu.
Erst ab 1957 waren fix befestigte verstellbare Visiereinrichtungen erlaubt, davor durften KEINE Markierungen zum Zielen am Bogen, am Pfeil oder auf der Sehne verwendet werden.
Flight Shooting, Wissenschaft und Bogenentwicklung
Eine häufig verwendete Methode die Kraft eines Bogens zu messen, war die Ermittlung der Höchstschussweite – dem Flight Shooting. 1798 schoss Sultan Selim 972 Yards. Dem Franzosen Ingo Simon gelang es 1913 einen türkischen Compositebogen auf 459 Yards zu schießen. Zwischen 1882 und 1925 war es keinem Schützen in den USA gelungen mit den herkömmlichen Bögen über 300 Yards zu schießen. Howard Hill schoss 1928 mit seinem 172-Pfund-Langbogen 391 Yards. Aufgrund des Flight Shooting begann man sich in den USA verstärkt für den asiatischen Bogenbau zu interessieren und Elemente daraus flossen in die Bogenentwicklung ein. Dr. Saxton Pope hatte schon einige Vorarbeit in der Erforschung geleistet. Anfang der 30er Jahre gab es dann einige bogenschießende Wissenschaftler, die sich verstärkt dem Thema annahmen. Clarence N. Hickman experimentierte im Bereich der Mechanik und der Performance und veröffentlichte eine Menge Artikel über Pfeil und Bogen, wie etwa über die Ballistik. Er stellte 1930 High Speed-Aufnahmen des Archers Paradox her und baute einen Geschwindigkeitsmesser für Pfeile. Prof. Paul E. Klopsteg fügte weitere Artikel zu dem Thema hinzu.
Anfang des Jahrhunderts hatte man englische Langbögen aus Eiben mit schmalen tiefen Wurfarmen verwendet (Target-Bögen: 72“ und 40 bis 45 Pfund, Jagdbögen: 68“ mit über 60 Pfund (oft über 70 Pfund). Als Anfang der 30er Jahre der Flatbow (amerik. Langbogen) immer beliebter wurde, wurde die Länge weiter auf 66“ und darunter verkürzt. Bereits Art Young hatte Anfang der 20er Jahre begonnen kürzere Bögen aus Osage Orange (Bois d´Arc) zu bauen, was aufgrund der Reflexbauweise möglich war.
1935 brachte der Schwede Kjellson Stahlbögen auf den Markt, ebenso mit Sehne und Pfeilen aus dem Material. Versuche hatte es schon öfters gegeben. Auch in England wurden diese bald produziert und sie fanden auch ihren Weg in die USA. Bis Ende der 50er Jahre waren diese ein fester Bestandteil der europäischen Bogensportwelt.
Die Entwicklung in den USA ging allerdings in eine andere Richtung weiter und so wurde zunächst der statische Recurve (Ende der 30er Jahre) und erst später der arbeitende Recurve, wie wir den Recurve-Bogen heute kennen, entwickelt. Der statische Recurve (damals als „recurve-ended bow“ bezeichnet) erinnerte an einen Langbogen mit beinahe 90° vorgebogenen Enden. Deshalb wurden die klassischen Langbogen dann zur Unterscheidung oft als „straight-ended“ Longbows bezeichnet. Die Wurfarme dieser statischen Recurve waren recht steif (statisch). Die Idee war den Winkel zwischen Sehne und Wurfarm zu verkleinern. Diese Hybrid-Bögen begannen sich bald durchzusetzen. Howard Hill blieb seinem modernisierten englischen Langbogen mit dicken Wurfarmen und aufgeklebtem Griffstück bis zum Schluss treu („Hill Style-Bögen“) und bezeichnete Recurvebögen als für die Jagd ungeeignet.
Aber auch im Bereich der Pfeile wurde geforscht. Damals war Holz das einzige Pfeilmaterial. W.J. Rheingans und später auch Forrest Nagler forschten getrennt und dann zusammen, wie man Schäfte beschreiben konnte. Rheingans berücksichtigte 1933 Gewicht und Dichte des Materials, die zusammen mit dem Spine den Pfeilflug beeinflussten. Die Methode mit 28“ langen Schäften, die auf 26“ aufgelegt werden und mit 2 Pfund in der Mitte belastet werden, gilt heute noch für Holzpfeile. Als nur zwei Jahre später, 1939, Doug Easton den Aluminiumpfeil entwickelt, verwendete dieser zwei andere Schaftlängen (lange Pfeile auf 28“ und kurze Pfeile auf 23“ aufgelegt). Das Gewicht in der Mitte wurde auf 1,94 Pfund (880 g) geändert. 1947 brachten dann Hickman, Nagler und Klopsteg in der NFAA ein Buch heraus: Archery: The Technical Side.
Große Namen
Sehr viele Namen, die wir heute mit dem Bogensport verbinden, stammen aus dieser Zeit. Howard Hill, geboren in Alabama, zog 1925 mit seiner Frau nach Miami, wo er das Buch „The Witchery of Archery“ in die Hände bekam. Im gleichen Jahr gewann er das erste Mal das Flight Shooting und ebenso in den folgenden sieben Jahren. Erste Erfahrungen hatte er bereits in seiner Kindheit gesammelt. Außerdem gewann er mehr als 100 Feldturniere in Folge und ist bis heute damit unerreicht. Zu der Zeit in Florida begann er sich auch für die Bogenjagd zu interessieren und ging dort gemeinsam mit Seminolen jagen, von denen er das Pirschen und Fährtenlesen lernte. 1932 übersiedelten die Hills nach Kalifornien und freundeten sich dort mit den bereits bekannten Trickschützen Walt und Ken Wilhelm an. Im Jahr darauf dreht Ned Frost mit Howard in der Hauptrolle den Film „The Last Wilderness“, in dem er auf „Indianerart“ von einem galoppierenden Pferd aus einen Büffel erlegte. In der Neuverfilmung von Robin Hood mit Errol Flynn 1937 übernimmt er die Pfeilstunts. Acht Jahre später beendet er seine Karriere als Turnierbogenschütze, nachdem er 196 Feldturniere gewonnen hatte.
Er schoss eine Methode, die er selbst als Split Vision oder secondary-aiming bezeichnete. Dabei konzentriert man sich zunächst auf den zu treffenden Punkt, dann kommt die Pfeilspitze ins Blickfeld, bleibt allerdings nur der zweite Bezugspunkt (indirekt). Hill setzte seinen Ankerpunkt im Mundwinkel (Zahnkontakt), anstelle des üblichen Kinnkontaktes wie es die Scheibenschützen lernen und verwenden.
Drei weitere Bogenlegenden Ben Pearson, Fred Bear und Doug Easton hatten einiges gemeinsam. Sie hatten schicksalhafte Begegnungen, waren gute Bogenschützen und geschickte Geschäftsmänner mit dem Blick aufs Wesentliche.
Ben Pearson traf Dan Beard, einen der drei Mitbegründer der BSA (Boy Scouts of America) und baute unter seiner Anleitung seinen ersten Bogen. 1926 wurde er bei der Arkansas-Meisterschaft Vorletzter, im Jahr darauf Sieger. 10 Jahre widmete er sich dem Turniersport und begann zunächst Pfeile und dann Ausrüstung für andere zu bauen und gründete Ben Pearson Archery (später Ben Pearson Inc.). Er merkte bald, dass die händische Herstellung sehr aufwendig war und hatte die Idee zur Massenfertigung. In der Zeiten der Wirtschaftskrise konnte er diese Ideen noch nicht umsetzen, lernte aber 1938 einen Gönner kennen, der ihn finanzierte. Seine Idee ging auf und Freunde wie Howard Hill, mit denen er gemeinsam jagen ging, bewarben seine Produkte.
Fred Bear war 1927 Art Young begegnet, nachdem er den Film „Alaskan Adventures“ gesehen hatte. Bis zu dessen Tod 1935 entwickelte sich eine tiefe Freundschaft und gemeinsam bauten sie Bögen. 1933 gründete Fred mit einem Partner „Bear Products Company“ in Detroit Michigan, die hauptsächlich für die Autoindustrie arbeitete und als Hobby ein Eck für den Bogensport reserviert hatte. Fred war einfallsreich und Produkte wie Bogenhandschuh und Bogenköcher entstammen seiner Idee. Fred Bear war auch als Bogenschütze und Bogenjäger aktiv. Obwohl Fred für sich und Freunde schon länger selber Bögen herstellte, begann er sein Geschäft erst 1938 mit dem Bau von Bögen zu erweitern. Als ersten Bogenbauer stellte er Nels Grumley ein. Dieser war ein begnadeter Handwerker und machte Fred Bear auch im Bogenbau bekannt. Nachdem das Bogengeschäft soweit gewachsen war, verkaufte Fred seinen Teil des alten Geschäftes für die Autoindustrie seinem Partner und machte sein Hobby zu einem neuen Geschäft - Bear Archery. 1943 begann Fred Bear mit Take-Down-Bögen zu experimentieren, um die Reise in kleinen Buschfliegern zu erleichtern.
1923 begegnete auf einem Bogenplatz in San Franciso der 17-jährige James Doug Easton, einem Herren, welcher ihn fragte, woher er die Ausrüstung hatte, die der seinen sehr ähnelte. Dieser Herr war Saxton Pope von dem er zwei Jahre davor ein Buch gelesen hatte, nachdem er nach einem schweren Jagdunfall für ein Jahr ans Spitalbett gefesselt war. Ein Freund hatte ihm das Buch geschenkt und Doug begann in der Garage des Hauses den Bogenbau und damit sein Unternehmen. Für lokale Bogenvereine stellte er vor allem Turnierpfeile her und entwickelte den Vierfachspleiß. Der junge Mann experimentierte viel und viele Champions schossen Zedernpfeile von Easton. 1932 übersiedelte Doug wegen seiner Kontakte nach Hollywood und versuchte dort den Pfeilbau weiter zu perfektionieren, indem er auch mit anderen Materialien experimentierte. 1939 hatte er den Aluminiumpfeil entwickelt und mit diesem Pfeil mit der Bezeichnung 24SRT-X gewann 1941 Larry Hughes auf Anhieb die amerikanische Meisterschaft. Da Aluminium im Krieg für das Militär benötigt wurde, war es knapp und Easton musste sich auf die Entwicklung von Produktionsmethoden beschränken. Wer mehr über Bogenlegenden wissen möchte, denen sei das Buch „Legends in Archery“ von Peter O. Stecher empfohlen.
Geburt des Feldbogensports
1934 hatte ein kleiner Club in den Redlands (Kalifornien) die Idee einen festen Kurs mit etwa 20 Scheiben bergauf und bergab, im Gelände aufzustellen. Manche Ziele waren 50 bis 60 Yards entfernt, ein anderes 160 Yards über eine Schlucht, wo heute wohl noch viele Pfeile ruhen. Die Entfernungen waren zunächst unbekannt, was eher an eine Jagdsituation erinnerte - der Feldbogensport (Field Archery) war geboren. Effektive Jagddistanzen waren dies keine, aber daran dachte damals kaum wer.
Nun entstanden mit der Zeit immer mehr dieser Kurse und wurden sehr beliebt und eine Veranstaltung folgte der anderen. Doch obwohl für Bogenjäger gedacht, schossen viele Turnierschützen mit.
Die Zielmethode war nun nicht mehr so einfach und viele schossen „instinktiv“. Daher stammt auch der Begriff „Instinctive Archers“, was damals eigentlich für die Bogenjäger mit schwerer Ausrüstung stand. Die schweren Bögen erlaubten es auch kaum lange zu zielen. Die Schützen mit einer leichten Ausrüstung, die vom Scheibenschießen kamen, bezeichnete man als Freestyler (Visier und Point of Aim). Bereits 1937 tauchten die ersten fest installierten Visiereinrichtungen beim Scheibenschießen der NAA auf und damit auch beim Field Archery. Das Hauptproblem war dabei jedoch zunächst weniger, dass diese neuen "Visierschützen" besser trafen, was sie nicht taten, sondern der relativ flott zu begehende Kurs wurde durch das ständige Einstellen extrem langsam. Der Effekt war, dass Visiere beim Field Archery verboten wurden.
Zunächst war das Feldbogenschießen in der NAA integriert und es wurden erste Regeln geschaffen. In Michigan wurde 1937 erstmals in zwei Klassen geschossen, Fred Bear gewann in der Instinctive Division auf 56 Ziele mit 460 Punkten die Michigan Field Archery Championships und Karl Palmatier in der Freestyle Division mit 308.
1939 erfolgte dann jedoch eine „brüderliche“ Trennung und es wurde ein eigener Verband geschaffen – ein F dazu und die NFAA (National Field Archery Association) war gegründet. 1941 erhielt der Verband das heutige Symbol "stump hunting", welches die beliebte Freizeitbeschäftigung symbolisierte. In den beiden ersten Jahren stand es den Veranstaltern frei, ob sie die Klassen trennten oder gemeinsam beließen. 1942 und 1943 wurde zwar eine eigene Freestyle-Klasse angekündigt, aber nicht durchgeführt, vielleicht auch deshalb, weil sich die USA bereits im 2. WK befanden und viele Bogenschützen eingerückt waren. Außerdem galten leichte Ausrüstung und Visiere in diesen Jahren nicht als Vorteil, weshalb es länger auch dabei blieb, gemischt zu schießen. 1941 wird das Indoor/Outdoor Mail Tournament, 1942 die (Standard) Field Round mit 2x14 Zielen mit jeweils vier Pfeilen (max. 5 Punkte pro Pfeil) und 1943 die Flint Indoor Round auf 30 yds (ab 1960 auch auf 20 yds) eingeführt. Der Krieg sollte noch zwei Jahre dauern.
Der 2. Weltkrieg ging zu Ende und ein neues Bogenzeitalter begann – das des Recurve, des Aluminiums und des Fiberglases, die NFAA schlitterte in ihre erste große Krise, die Bogenjagd wurde populär und die IFAA wird gegründet. Doch von all dem, berichte ich euch im nächsten Artikel.
Heutige Bogenklassen von damals
Der (moderne) Langbogen heute ist meist ein Flatbow, der an die letzte Entwicklung der Langbögen in den 30er Jahren erinnert, allerdings mit moderneren Materialien. Im Gegensatz zum „blanken“ Langbogen gibt es auch den Freestyle Longbow, der in der NFAA als Freestyle Limited R/L (Recurve / Longbow) geschossen werden kann.