Bogensport-Geschichte - Teil 4
Michael Unterberger
Teil 4: Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts wird der Bogensport immer populärer. In der Folge entstehen neue Verbände, die sich unterschiedlichen Bogensport-Disziplinen verschreiben. Und Bogenschießen wird 1972 wieder olympisch. Neben der sportlichen Variante gewinnen Disziplinen wie das Feldbogen- oder 3-D-Schießen immer mehr Anhänger.
FITA und Olympia
Lange bemühte sich die FITA vergeblich um die Wiederaufnahme des Bogenschießens zu den Olympischen Spielen, doch 1957 beschließt das IOC die Wiederaufnahme ins olympische Programm. Es sollte aber noch bis 1972 in München dauern.
Als erstes deutschsprachiges Land gründete die Schweiz 1953 einen nationalen Verband – ASTA-SBV. Die Initiative ging von den Clubs Bogensportclub Basel 1932 (heute Bogensportclub beider Basel), BS Zürich 11 (heute Bogenschützen Zürich) und Bogenschützenverein Bern BVB aus. Im gleichen Jahr tritt der Verband auch der FITA bei. 1955 finden die ersten Schweizer Meisterschaften statt.
1930 war bereits die Hamburger Bogenschützengilde gegründet worden. Als 1953 Lars Eckegaard aus Stockholm, Generalsekretär der FITA, nach Deutschland kam und auf der Suche nach einem Verband war, kam Schwung dazu. Der deutsche Leichtathletikverband verwies ihn zum Deutschen Schützenbund weiter. Zwei Herren sahen sich im folgenden Jahr die schwedische Meisterschaft an und die Bogenschützen der BRD fanden ab 1954 ihre Heimat im DSB. Zunächst gab es Fernwettkämpfe zwischen der Hamburger Schützengilde, der aus Wiesbaden-Biebrich und der Privil. Hauptschützengilde aus Nürnberg. 1956 wurde der DSB dann Mitglied der FITA. In der DDR wurde 1959 der DBSV gegründet, der 1961 Mitglied der FITA wurde. Nachdem es bei der Wende 1990 zu keiner Vereinigung des DSB und des DBSV gekommen war, entwickelten sich beide weiter. Die DBSV verlor allerdings die Mitgliedschaft bei der FITA.
In den Jahren 1958 bis 1960 bestanden in Österreich zwei Klubs. In Wien gab es einen Verein unter K. Eisinger, in dem bereits Oswald Probst (Olympiateilnehmer 1976) Mitglied war und in Bad Ischl hatte die Union eine Sektion Bogenschießen. Dabei fand 1958 auch schon ein Turnier mit 17 Teilnehmern statt. Im Rahmen der Union Bad Ischl fand 1960 die 1. österreichische Meisterschaft statt. 1961 wurde dann in Wien ein eigenständiger Verein „1. Wiener Bogenschützenverein“ (heute BC-Union Wien) unter Walter Rekirsch gegründet und ist somit der älteste Bogenschützenklub in Österreich. 1962 gründet Alois Zopf den „Salzkammergut Bogensport Klub“. Dieser ließ in drei Salzburger Kinos eine Diashow laufen, in der er nach Bogensportinteressenten suchte. Es meldeten sich Horst Walbert und Manfred Pazold und gemeinsam wurde der „Archery Klub Salzburg“ gegründet. Mit drei Vereinen wurde 1963 der ÖBSV gegründet. 1964 fand die erste österreichische Meisterschaft nach FITA statt.
Zwei Jahre nach Einführung des Feldbogenschießens in der FITA, veranstaltet diese 1959 die erste Feldbogenweltmeisterschaft, wobei es zehn weitere Jahre dauern sollte, bevor die nächste stattfand. Dies lag wohl auch daran, dass der Feldbogensport noch nicht so verbreitet war. Neben der USA, fanden sich noch einige Schützen aus Australien und den skandinavischen Ländern ein. Die FITA übernahm damals die NFAA-Regeln. Geschossen wurden bis 1988 die FITA Field Round (bekannte Entfernungen) und die FITA Hunter Round (unbekannte Entfernungen) und auf Auflagen wie bei der NFAA. 1969 bei der 1. WM ist diese in der Hand der USA und Schweden (30. Platz für Österreich durch F. Fassenauer). Interessant ist dabei festzuhalten, dass es die Einteilung von damals bei der FITA immer noch gibt, wenngleich sich die Bögen verändert haben. Freestyle und Barebow bzw. Instinctive. Die Bezeichnungen Instinctive und Barebow wechselten sich in den Anfangsjahren immer wieder ab.
Profis im Bogenbereich (PAA & PBS)
1960 wurde die A.I.A.A. (American Indoor Archery Association) gegründet, die Indoorturniere organisierte und die Regeln leicht abwandelte, um sie für die Medien interessanter zu machen. Für die Hobbybogenschützen fanden sich aber auch interessante Hallen, die eher an Bowlingbahnen erinnerten.
Nun war es in den USA an der Zeit, auch den Bereich des Bogensports zu professionalisieren. 1961 wird die P.A.A. (Professional Archery Association) gegründet, nachdem sich einige prominente Bogenschützen zusammengeschlossen hatten, um die Zukunft des Bogensports zu organisieren und zu fördern. Die erste Tour, bestehend aus zehn Turnieren, fand 1963 in Florida statt. Die PAA organisierte Turniere und bildete zertifizierte Trainer aus. 1974 sollte dann aber die letzte Tour stattfinden.
1963 entstand auch die Professional Bowhunter Society (PBS), die sich als freundschaftlicher Zusammenschluss aller Bogenjäger weltweit sieht und dem Prinzip „Wissen durch Erfahrung“ folgt. Eines der Gründungsmitglieder war Bob Swinehart. Professionell bezieht sich dabei auf die Haltung und auf die Umsetzung der Fertigkeiten, weniger auf die Bezahlung. Sie stellten in den Anfangsjahren die Vertreter der Bogenjäger gegenüber anderen nationalen Organisationen dar und sie gaben bestimmte Reglementierungen heraus. So trat die PBS Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre entschieden gegen vergiftete Pfeile ein. Bis in die 50er Jahre war eine solche Organisation nicht notwendig, da kein Bogenjäger unter 50 Pfund schoss. Auf den Feldbogen-Kursen wurde auf unbekannte Entfernungen und mit schwerer Ausrüstung geschossen. Da nun der Feldbogensport sich zunehmend zu einer Turniersportart entwickelte und mit Ausrüstungen geschossen wurden, die für die Jagd ungeeignet waren, mussten Minimalanforderungen aufgestellt werden. Viele der in der Zukunft gegründeten Bowhunter Organisationen der einzelnen Bundesstaaten hatten ihren Ursprung in der PBS.
Der Weg zur IFAA
1959 wurde in England die BFAA (British Field Archery Association) gegründet, nachdem eine kleine Gruppe von stationierten US Soldaten die Idee des Feldbogenschießens übernommen hatte und entwickelte eigene Runden mit unbekannten Distanzen. 1966 fand dann in München, mit Soldaten der verschiedenen Besatzungsmächte und der NFAA, eine große Bogensportveranstaltung statt. Das schottische Kontingent beschloss bei seiner Rückkehr einen eigenständigen Verband (SFAA) zu gründen. Ein Jahr später gründeten dann die Engländer auch ihren eigenen Verband (EFAA). 1968 wurde die AAE (Archery Association of Europe) gegründet. Sie ist ein verlängerter Arm der NFAA und diente Bogenschützen aus ganz Europa bzw. den Besatzungssoldaten als Heimat, da noch nicht jede Nation ihren eigenen Verband hatte. Die Gründung sollte es ermöglichen, dass Europa- und Weltmeisterschaften stattfinden konnten. 1970 fusionierte die BFAA mit der EFAA, da nur ein nationaler Verband der IFAA beitreten konnte. Die neue und alte Bezeichnung der zwei fusionierten Verbände lautete auf EFAA und im Verbandslogo finden sich symbolisch deshalb zwei Bögen, die an beide Verbände erinnern sollen. Wales beschloss bereits zuvor auch einen eigenen Verband (WFAA) zu gründen. Nicht alle Bogenschützen der BFAA konnten sich mit der Entscheidung ihres Verbandes anfreunden und kehrten 1973 zu den alten Regeln der BFAA zurück und gründeten einen eigenständigen Verband unabhängig von IFAA und NFAA. Der Name des neuen Verbandes lautete NFAS (National Field Archery Society) und ist heute der mitgliederstärkste Dachverband für Feldbogensport in England.
Am 7. August 1970 wurde mit SFSF [Schweden], SFAA, EFAA, WFAA und AAE die IFAA (International Field Archery Association) in Heidelberg (Deutschland) gegründet. Kurz nach der Gründung der IFAA trat auch die NFAA dieser bei.
Anfang der 70er Jahre kommt es zu vielen Änderungen. Bogenschießen wurde wieder olympisch und der Compoundbogen begann seinen Siegeszug. High Tech war angesagt und da setzte eine Gegenbewegung ein - die „Traditionellen“ kehrten zurück und die Bogenklassen beginnen zu explodieren. Und dann gäbe es noch einiges zu erzählen. Doch von all dem, berichte ich euch in meinem letzten Artikel meiner Suche.
Heutige Bogenklassen von damals
Die Bögen von damals könnte man heute fast ausschließlich bei den traditionellen Bögen einordnen. Die Trennung von Freestyle, Barebow und Bowhunter bzw. Instinctive gibt es heute auch noch. Während die IFAA die Bezeichnung Bowhunter bevorzugt, nennt die WA diese Instinctive Bow. Letztere wird 2012 mit dem Bogendesign traditioneller. Der rein traditionelle Recurve findet sich sonst nur im DFBV und in der IAA als eigene Klasse.