10 Gebote zu den Turnierregeln
Satire
1. Gebot: Du sollst Regeln ablehnen
Wer nach Regeln schießt oder schießen will, verkennt den Sinn des 3-D-Bogenschießens. Es geht ja schließlich um das Gemeinschaftserlebnis – Kopfschmerzen am Morgen inklusive – und um das Naturerlebnis: Wandern, lautes Lachen, frenetischer Jubel bei Zufallstreffern und intensives Rauchen. Ein, zwei Bier und der eine oder andere Jägermeister beim Verpflegungsstand unterstreichen diese Einstellung.
2. Gebot: Du sollst als Veranstalter keine Regeln vorgeben
In der Ausschreibung darf maximal stehen: Der Pflock muss berührt werden und es zählt der angerissene Ring. Eventuell noch der Zusatz: Der Veranstalter übernimmt keine Haftung. Regelvorgaben würden die Freiheit zu sehr einschränken, der „Bogensportler“ würde es mit Fernbleiben im nächsten Jahr quittieren.
3. Gebot: Du sollst als Veranstalter die Regeln vor Turnierbeginn noch schnell ändern
Wenn du keine Regeln vorgibst, hast du als Veranstalter jede Möglichkeit offen. Wenn bei der Begrüßung ein Schwachkopf blöde Fragen stellt, lass dir einfach etwas einfallen; damit kannst du Kompetenz beweisen. Du darfst auf keinen Fall zögern, die Antworten müssen innerhalb einer Sekunde kommen. Wähle den Tonfall bei deiner Antwort so, dass sich keiner mehr zu fragen traut.
4. Gebot: Die Regeln sollen von Vereinsmitgliedern interpretiert werden
Sollte irgendwer im unwahrscheinlichen Fall nicht zu einer eigenen Regelauslegung kommen, frag einfach ein Vereinsmitglied des Veranstalters. Was der sagt, ist dann Gesetz. Frage aber nur einen, sonst könntest du mehrere Antworten bekommen.
5. Gebot: Es darf nur einen Schreiber geben
Wer zwei Schreiber verlangt, unterstellt, dass man nicht schreiben und lesen kann; zumindest nicht gut. Sollte der Veranstalter trotzdem auf zwei Schreibern beharren, schreib am Parcours nur einmal und trage die Punkte dann möglichst an einem zentralen Punkt – damit alle dein Engagement sehen – nach. Nachkorrekturen können zu diesem Zeitpunkt noch immer gemacht werden.
6. Gebot: Du sollst die Regeln vor Ort möglichst kreativ interpretieren
Sollte es auch noch zum unwahrscheinlichen Fall kommen, dass es eine Situation gibt, in der du nicht mehr weißt, wie etwas zu regeln ist, interpretiere die Regeln in der Gruppe neu und/oder kreativ. Best Practice-Beispiele: Zähle alle Kills (z.B. der Pfeil geht durch den Flügel und steckt im Kill), Aufsetzer werden gezählt …
7. Gebot: Du sollst dem Freund die Punkte nicht vorenthalten
Versuche möglichst nur mit Mitgliedern deines Vereins oder deiner Familie ein Turnier zu bestreiten. Sollte der Veranstalter das nicht wollen, droh mit Hungerstreik. Unterstütze deinen Freund oder Verwandten bei der Punktesammlung. Pfeile, die in der Nähe des Kills stecken, sind selbstverständlich zu werten. Die Worte: „Danke, dass du mir den gibst“, müssen unbedingt als Standardritual folgen.
Kinder dürfen logischerweise bis zwei Meter vor die Scheibe gehen, der Junior braucht ja schließlich Erfolgserlebnisse für seine weitere Entwicklung.
8. Gebot: Du sollst möglichst viele Regeln anwenden
Regeln eines Verbandes engen ein. Wende daher – je nach Situation – die entsprechende Regel eines beliebigen Verbandes an. Gern gesehen wird, dass einmal der Ring angerissen, bei der nächsten Scheibe der Ring durchschossen sein muss. Hat der Parcours-Setzer den Abschuss so gestellt, dass es schwierig ist, hinter dem Pflock zu stehen, wende die entsprechende Regel eines Verbandes an, damit du vor dem Pflock stehen kannst.
9. Gebot: Du sollst immer selbst der Experte sein
Mache immer den Eindruck, dass du alle Regeln kennst. Wenn es Diskussionen zu den Regeln gibt, erklär selbstbewusst die Regeln, die anderen haben ja eh keine Ahnung.
10. Gebot: Du sollst auch bei Meisterschaften die Regeln kreativ auslegen
Wenn du zu Meisterschaften fährst, darfst du dich auf keinen Fall in die Regeln einlesen. Das beeinträchtigt im Ernstfall deine Kreativität. Gut macht sich auch immer die Frage: „Nach welchen Regeln schießen wir hier?“ oder der Klassiker „Zählt hier der angerissene Ring?“ Dadurch macht man klar, dass man unterschiedliche Regelwerke kennt; oder schon mal davon gehört hat. Wer die Regeln in Kurz- oder auch Langform dabei hat, zeigt nur seine Unwissenheit. Wer nachlesen muss, kann kein Experte sein.