Langbogen und Carbonpfeile
Hätten Robin Hood oder Dr. Saxton Pope oder auch Howard Hill Carbonpfeile geschossen? Vermutlich ja. Denn alle waren nicht einer Tradition verhaftet, die einem Glaubensbekenntnis glich, sondern versuchten, das beste Material, das es zu ihrer Zeit gab, zu verwenden.
Jeder weiß es, jeder kennt es, der Holzfpeile schießt. Der Verbrauch an Holzpfeilen ist sehr groß. Recurveschützen haben es da viel leichter. Abgesehen davon, dass ein Carbonpfeil besser ist als ein Holzpfeil, kommen sie mit einem Dutzend Pfeilen oder weniger im Jahr aus. Warum, so meine Überlegung, kann man mit dem Langbogen nicht auch solche Pfeile schießen. Zumindetst zeitweise.
Ich hatte bei der Vorbereitung zur Bowhunter-EM 2006 in Portugal wieder ähnliche Erlebnisse, wie damals vor 16 Jahren, als ich mit dem Langbogenschießen angefangen habe. Da ich auf sehr weite Entfernungen trainiert habe, hatte ich fast jeden Tag bis zu fünf kaputte Pfeile. Das läppert sich in drei Monaten.
Also habe ich beschlossen - da für mich traditionell auch keine Glaubensfrage ist - nach Alternativen zu suchen. Roman Haigenhauser hat viel Erfahrung mit Pfeilen aller Art, schießt er doch selbst u.a. auch Carbon mit seinem High-Tech-Recurve. Er bot mir an, einen Carbonpfeil zu trimmen, der das gleiche Gewicht und den gleichen Spine, wie meine Holzpfeile haben.
Bereits nach einigen Tagen kamen die Pfeile und ich war gespannt, wie das Flugverhalten sein würde. Roman hatte mir Gold Tip-Pfeile 3555 im traditional Design gemacht. Ich schieße normalerweise 11/32 Zedernschäfte mit 60# Spine und 5“ Federn. Mit der gleichen Befiederung habe ich diese Pfeile nun versehen.
Die Spannung war bei mir groß. Würden sie fliegen? Und sie taten es. Ich konnte keinen Unterschied zwischen meinen Holzpfeilen und den Carbonpfeilen erkennen. Ich habe dann in der weiteren Vorbereitung zur EM auch mit diesen Pfeilen geschossen.
Für mich steht nun fest. Ich werde beim Trainieren und Üben nur mehr diese Pfeile verwenden. Allerdings werde ich immer auch Holzpfeile mitnehmen, um das Gefühl dafür nicht zu verlieren und mich unter Umständen nicht selbst zu betrügen.