Alles über Pfeile - Teil 2


Geschwindigkeit: Everybodies Darling!
Schnelle Autos, schnelle Computer, alles was schnell ist gefällt uns. Und bei der Bogenausrüstung ist es nicht anders. Zeig jemand einen neuen Bogen und er wird sofort fragen: "Und wie schnell ist er?"; egal ob Compound- oder Langbogenschütze. Geschwindigkeit ist offensichtlich ein wesentlicher Faktor im Bogensport und im Bogenbusiness sowieso. Ob richtig oder falsch; man wird an der Geschwindigkeit nicht vorbei kommen. Und betrachtet man die technische Entwicklung, ist es erstaunlich, was Bogenbauer in aller Welt so fabrizieren.

Langbögen vor zehn Jahren hatten absolut noch nicht die Geschwindigkeit, die sie heute haben. Und jeder neue Compound übertrifft seinen Vorgänger um Längen. Oder vielleicht doch nicht? Die Hersteller neigen dazu, ihre Produkte im besten Licht erscheinen zu lassen. Die Geschwindigkeit wird in der Werbung alleine dem Bogen zugeschrieben. Dabei spielt für die Pfeilgeschwindigkeit der Pfeil eine wesentlich wichtigere Rolle als der Bogen. Was sind nun die Vor- und Nachteile von leichten Pfeilen?

Pfeilmasse und Geschwindigkeit
Sind alle anderen Variablen konstant, so ist die Pfeilgeschwindigkeit umgekehrt proportional zur Masse. Anders ausgedrückt: Je leichter ein Pfeil, desto schneller, je schwerer ein Pfeil, desto langsamer ist er. Das kann natürlich nicht bis ins Extrem betrieben werden. Irgendwo gibt es sicher einen Punkt, wo es nicht mehr sinnvoll ist, einen Pfeil leichter zu machen. Der Bogen würde es unter Umständen nicht mehr aushalten, oder der richtige Spine nicht mehr zu finden sein. Die untenstehende Tabelle zeigt einen Versuch, geschossen mit einem Bowtech Patriot mit 60 Pfund bei einem Auszug von 28 Zoll.

Je leichter ein Pfeil, desto schneller, je schwerer ein Pfeil, desto langsamer ist er.


Ist schneller auch gleich besser?
Vom Standpunkt der Genauigkeit kann man feststellen, dass leichte Pfeile einige Vorteile haben. Vom Zeitpunkt, ab dem der Pfeil den Bogen verlässt, wird der Pfeil langsamer. Das hängt mit der Gravitation und dem Luftwiderstand zusammen. Leichte Pfeile halten ihre Flugbahn leichter als schwere Pfeile. Damit muss ein Schütze, der leichtere Pfeile schießt, sich weniger Gedanken um die Entfernung machen. Ein leichterer Pfeil erlaubt also mehr Fehler beim Entfernungsschätzen als ein schwerer. Verschätzt man sich bei 25 Meter um 5 Meter, wird ein schneller Pfeil immer noch innerhalb einer gewissen Toleranz treffen. Auf 27 Meter (30 Yard) beträgt der Unterschied zwischen einem 250- Grain-Pfeil und einem 650- Grain-Pfeil (geschossen mit einem Bowtech Patriot, 60 Pfund auf 28 Auszug) bei 0 Grad Abschusswinkel 61 Zentimeter.

Auf 27 Meter beträgt der Unterschied zwischen einem 250-Grain-Pfeil und einem 650-Grain-Pfeil bei 0 Grad Abschusswinkel 61 Zentimeter.


Bei Bogenjägern spielt natürlich die Geschwindigkeit auch insoweit eine Rolle, weil das Wild bei einem schnellen Pfeil nicht genügend Möglichkeiten hat, sich zu bewegen. Es sieht daher so aus, dass es eine einfache Wahl zwischen schnellen und langsameren Pfeil ist. Für die beste Leistung muss der leichtest mögliche Pfeil geschossen werden. In den meisten Situationen trifft das auch zu. Einige Dinge sind allerdings zu beachten. Vieles im Bogensport ist ein Kompromiss. Man gibt etwas auf, um etwas anderes dafür zu bekommen. Auch beim Pfeilgewicht ist das nicht anders.

Nachteil 1: Mehr Geschwindigkeit, mehr Geräusch
Durch die schnelle Sehne wird mehr Luftwiderstand erzeugt und damit auch mehr Lärm. Schießt man einen von Haus aus lauteren Bogen, ist das Geräusch dann umso nerviger. Bei Bogenjägern ist es damit auch ein Nachteil. Man kann das zwar mit Geräuschdämpfern wieder ausgleichen, verliert damit aber wieder Geschwindigkeit.

Nachteil 2: Verlust an Energie
Auch das ist vor allem für Bogenjäger interessant. Jeder Pfeil hat kinetische Energie. Je mehr kinetische Energie, desto mehr Durchschlagskraft; logisch! Die kinetische Energie hängt von zwei Variablen ab. Von der Masse des Objekts und von der Geschwindigkeit. Und hier spielt nun ein zu treffender Kompromiss eine Rolle. Ein Bogen ist allgemein gesagt wesentlich effektiver, wenn er
einen schweren Pfeil schießt. Rein mathematisch kostet also ein leichter Pfeil kinetische Energie. Untenstehende Grafik zeig ein Experiment mit einem Bowtech Patriot mit 60 Pfund. Wie man schön sehen kann, verliert ein leichter Pfeil kinetische Energie. Aber um nur wenig an kinetischer Energie zu gewinnen (4 bis 6 Fuß/Pfund), muss man rund 100 FPS Geschwindigkeit opfern.

Um nur wenig an kinetischer Energie zu gewinnen (4 bis 6 Fuß/Pfund), muss man rund 100 FPS Geschwindigkeit opfern