Unsicherheit überwinden
Hoffentlich treffe ich
Fast jeder Bogenschütze hat es schon mal erlebt: Man ist verunsichert und hat bei jedem Schuss, sei er auch noch so einfach, Angst daneben zu schießen. Treffe ich überhaupt kommt einem da jedes Mal in den Sinn. Und oft ist dann auch wirklich diese Unsicherheit der Grund für einen Fehlschuss.
Je sicherer man sich fühlt, desto besser läuft es. Aber hin und wieder kann es passieren, dass man extrem unsicher wird. Gedanken wie: „Hoffentlich treffe ich überhaupt das Ziel„ kommen dann auf. Man weiß den Grund für diese innere Stimmung nicht, aber man sieht sehr schnell die Konsequenzen. Das Gegenteil dieses Zustandes nennt man im Sport „man ist im Flow„. Es läuft einfach. Wenn es aber nicht läuft, ist es genau das Gegenteil. Das muss nicht unbedingt fehlendes Können sein. Auch sehr guten und erfahrenen Schützen kann das passieren. Dann ist natürlich guter Rat teuer.
Ergebnis von Unsicherheit
Oft löst man zu früh, kommt damit nicht in den richtigen Anker und in die Rückenspannung. Da das aber nicht bei jedem Schuss gleich passiert, rutscht die Sehne bei einem Schuss früher, beim anderen später von den Fingern. Das Ergebnis sind unterschiedlich kurze Schüsse.
Ein weiteres Ergebnis kann ein schlechter Anker und damit ein schlechtes Release sein. Hat man keinen Kontakt zum Gesicht, ist es fast unmöglich sauber nach hinten zu lösen. Die Hand geht unweigerlich vom Gesicht weg. Der Pfeil bekommt dadurch eine starke seitliche Bewegung mit. Damit geht er fast immer zur Seite weg. Schmale Ziele trifft man dann einfach nicht mehr.
Fehlschüsse durch die hier dargestellten Gründe verstärken die Unsicherheit. Man kommt unter Umständen dadurch noch mehr in einen negativen Strudel hinein.
Gründe für diese Unsicherheit
Zum Beispiel kann einem etwas während des Schießens gewaltig gestört haben. Das kann bei einem Turnier schon mal vorkommen, dass jemand aus der Gruppe der Auslöser ist. Ein blöder Spruch, eine blöde Aktion reicht da oft schon. Auch Stress im Alltag kann Ähnliches bewirken. Man ist eben schlecht drauf und absolut nicht im Flow. Ein anderer Grund kann Targetpanic sein. Dazu aber mehr etwas später.
Man sollte sich selbst immer etwas beobachten. Was bringt mich von der Rolle, was sind die Auslöser? Passiert einem das öfter, sollte man lernen mit diesen Situationen umzugehen. Wer solche Situationen meidet, wird immer damit ein Problem haben. Sie zu suchen wäre eine Lösung. Koreanische Olympic-Schützen machen es vor. Sie müssen im Training alles Mögliche machen, was vordergründig mit dem Bogenschießen nichts zu tun hat. Dauerschwimmen, im Dunklen schießen oder extrem laute Musik sind da einige Dinge, mit denen sie traktiert werden. Aber dabei lernt man Gelassenheit und es muss dann sehr viel passieren, dass man in eine negative Stimmung kommt.
Es kann aber auch sein, dass man einfach zu wenig Übung hat. Wer eine Zeitlang nicht schießt, aber Erwartungen wie in gut trainiertem Zustand hat, könnte in einen negativen Flow geraten. „Auf diese Entfernung habe ich doch immer getroffen, warum klappt das jetzt nicht mehr?„
Ein anderer Grund kann Targetpanic sein. Nach Jay Kildwell hat man sich hier im Lauf der Zeit etwas angewöhnt, ohne es selbst zu merken. In der Fachsprache heißt das, man hat sich selbst konditioniert. Dabei gibt es einen Reiz, der einen beispielsweise dazu veranlasst, zu lösen. Der auslösende Reiz ist einem selbst aber nicht bewusst. Es kann sein, dass der Pfeil irgendwo in das Sichtfeld kommt (das wäre dann der auslösende Reiz) und das Unterbewusstsein als Reaktion darauf sofort den Befehl gibt zu lösen. Der auslösende Reiz könnte aber auch der Kontakt der Hand zum Gesicht sein. Man spürt etwas und das Unterbewusstsein löst automatisch. Das Schlimme an der Sache ist, dass man das sehr schwer bewusst steuern kann. In sehr schweren Fällen ist es unmöglich den Schuss noch zu kontrollieren.
Lösungsmöglichkeiten
Wer durch einfache Störungen irritiert wird, sei es das Gespräch der Kollegen im Hintergrund, sei es ein wackelnder Ast oder ein Autobus, der in 500 Meter Entfernung die Straße entlangfährt, sollte solche Situationen eher suchen als vermeiden. Wer bei jedem Schuss „bscht„ faucht, wird immer damit ein Problem haben. Man kann ohne weiteres einmal eine Parcoursrunde machen und den Kollegen den Auftrag geben laut zu reden, wenn man selber schießt.
Ist man dagegen mal nicht gut drauf, kann man sich mit der Konzentration auf die Schusstechnik helfen. Ist man in einem mentalen Loch, muss man das Endergebnis abhaken. Der Score sollte dann nicht mehr im Mittelpunkt stehen. Man versucht so wie im Training zu schießen. Dabei sagt man sich den Bewegungsablauf vor. Löst man beispielsweise zu früh, könnte man sich vorsagen: „Anker – eins – zwei – drei – los„. Wer auch noch einen guten Stand und auf das T bei Bergauf- und Bergabschüssen vergisst, kann sich eine längere Version vorsagen: „Stand einnehmen – Hände positionieren – ankern (ev. mit dem Zusatz wie oben) – los„. Das nennt man übrigens Selbstgesprächsregulation und ist eine gängige Methode in der Sportpsychologie.
Hat man aber Targetpanic, löst deshalb zu früh und ist stark verunsichert, kann man Techniken von Jay Kidwell anwenden. Hier geht es vor allem darum, den auslösenden Reiz bewusst zu unterdrücken. Man muss sich also etwas einfallen lassen, damit das nicht passiert.
Eine sehr einfache Variante ist, dass man vor jedem Schuss einmal aufzieht, zwei bis drei Sekunden im Anker bleibt und dabei die Rückenspannung aufbaut und wieder absetzt. Eine andere sehr einfache Variante ist, dass man aufzieht, in die Rückenspannung geht und bewusst mit der Pfeilspitze einen Achter im Ziel macht und wieder absetzt. Erst dann zieht man wieder auf und schießt. Das kann man zum einen im Training konsequent machen. Diese Technik bietet sich aber auch am Parcours oder bei einem Turnier an. Wichtig ist, dass man das durchzieht.
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